surf work balance

Surfen und arbeiten – wie geht Surf-Work-Balance?

Serie #3: Dan der surfende Fotograf

Was genau machen Surfer richtig, die trotz Arbeit ausreichend auf´s Brett kommen? Was sind ihre Tricks und Kniffe? Leben alle als „digitale Nomaden“, oder kann man auch mit einem 9-5-Job seine Surf-Sucht befriedigen? Surfen und arbeiten – welche Möglichkeiten gibt es? Auf meinen Reisen lerne ich immer wieder Menschen kennen, die für sich einen Weg gefunden haben, um viel Zeit auf dem Brett zu verbringen und dabei trotzdem das nötige Kleingeld zum Leben verdienen. In meiner Blog-Serie stelle ich dir Boardsportler vor, die dich auf deinem Weg zur optimalen „Surf-Work-Balance“ inspirieren sollen. Heute: Dan – der surfende Fotograf! 

Wer Dan sucht, muss sich am Strand nur nach der roten Mütze umsehen. Das wollene Kleidungsstück in Signalfarbe ist inzwischen das Markenzeichen und Erkennungssymbol des jungen Fotografen geworden. Als Gründungsmitglied der binsurfen-Crew ist Dan und seine Mütze überall da zu finden, wo es ein paar Wellen abzureiten gilt – genau so haben auch wir uns kennen gelernt: In Dänemark am Strand!

Ich habe Dan einen Tag bei einer Foto-Session begleitet, jede Menge dumme Fragen gestellt und dabei ziemlich viel gelernt. Als großer Fan des grandiosen „Headache“-Film, der zum Teil aus dem Kopf unter der roten Wollmütze stammt, war ich natürlich ziemlich gespannt, was Dan zu seiner „Surf-Work-Balance“ zu sagen hat. Mal ganz abgesehen davon, dass der Junge ziemlich geniale Fotos mit einem ganz eigenen Stil macht – hier sind seine Worte zum Thema surfen und arbeiten!

Übrigens kannst du hier noch einmal nachlesen, was der surfende Gentleman Jordan und die kitende Grafikdesignerin Miriam in den ersten beiden Teilen der Serie zum Besten gaben!

© Sam Morgan

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© Sam Morgan

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Moin, ich bin der Dan. Ich bin 28 Jahre jung und wohne seit ein paar Jahren in Rostock. Die Ostsee hier ist wirklich wunderschön, trotzdem versuche ich so oft wie irgend möglich zu reisen. Mein Job als freischaffender Grafikdesigner und Fotograf kommt mir da sehr entgegen.

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Dan, wie hat das mit der Leidenschaft „Surfen“ bei Dir eigentlich angefangen?

Dan
Das verdanke ich alles meiner Familie – die Verbundenheit zum kühlen Nass ist eine Art Tradition. Mein Großvater hatte früher ein Motorboot, mit dem im Sommer die Seen der Umgebung unsicher gemacht wurden. Das ist eine meiner frühesten Erinnerungen. Außerdem windsurften meine Eltern schon, da konnte ich noch nicht einmal geradeaus denken. Die logische Konsequenz war, dass ich, sobald ich schwimmen konnte, auf einem Windsurfbrett stand. Wir sind dann oft an die Müritz oder an die Ostsee zum Surfen gefahren und eigentlich drehte sich fast jeder Urlaub ums Surfen. Als Teenager haben mich ältere Freunde dann das erste Mal zum Wellenreiten auf der Ostsee mitgenommen und ab da war es um mich geschehen. Für das Studium ging es dann ganz bewusst nach Rostock, um mehr Zeit auf dem Wasser verbringen zu können. Irgendwann passierte dann immer mehr mit Wellenreiten.

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War dein Plan schon immer, mit Surfen Geld zu verdienen?

Dan
Nicht wirklich. Ich war immer sehr unentschieden mit meinen Zukunftsplänen und bin es auch heute noch. Wer die ganze Zeit nur plant und zu hohe Erwartungen an sich stellt, kann nur enttäuscht werden. Ich bin sehr zufrieden, wo ich zur Zeit bin und das Surfen einen so großen Teil meines Lebens ausmacht. Mein einziges Interesse ist es allerdings nicht. Das wäre schon irgendwie langweilig, so schön Surfen auch ist. Ich will einfach das machen, was mich glücklich macht – der Rest ergibt sich schon von selbst, wenn man mit dem Herzen dabei ist.

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Wann wurde dir klar, dass du nicht nur Surfen kannst, sondern irgendwann auch mal Geld verdienen solltest?

Dan
In dem Moment, als ich meine erste Rechnung selber bezahlen musste!

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Hast du deinen Job so ausgesucht, dass du genug Zeit zum Surfen hast? Oder hast du dich auf den Job konzentriert und das Surfen findet irgendwo Platz?

Dan
Puh, das ist schwierig zu beantworten. Ich denke, ich habe meinen Job nicht wirklich gewählt. Irgendwie bin ich da aufgrund meiner Interessen reingeschlittert und bin damit auch ganz glücklich. Die Entscheidung, sich nach dem Studium selbstständig zu machen, war jedoch eine ganz bewusste. Ich konnte mir nicht vorstellen, von neun bis fünf zu arbeiten, meine fünf Wochen Jahresurlaub abzureißen, dabei in einem Büro zu sitzen und auf der Webcam zu sehen, wie Wellen vor der Haustür laufen! Das ist jetzt noch schwer für mich. Ich mag es nicht, zu viele feste Verpflichtungen zu haben.

© Sam Morgan

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Wie sieht deine Surf-Work-Balance heute aus und vor allem, wie bist du dahin gekommen?

Dan
Auch wenn ich öfter mal jammere, glaube ich, dass es darum ganz gut steht. Es ist halt was anderes, als bei einem Festangestellten. Wenn ich denke, ich sollte surfen gehen, dann gehe ich. Es gibt natürlich auch Tage, wo es der Arbeit wegen nicht geht, der Kunde geht nun einmal immer vor. Aber die entscheidende Instanz bin meist ich selbst. Mit ein bisschen Planung habe ich es in den letzten paar Jahren geschafft, nur ganz wenig gute Tage zu verpassen. Das bedeutet oft auch, dass es nach einer vierstündigen Surfsession dazu kommt, dass ich noch bis drei Uhr nachts am Rechner sitze. Ich arbeite vermutlich nicht weniger als die meisten Festangestellten, bin aber freier in meiner Zeiteinteilung. Das erfordert oft viel Disziplin, die Vorteile überwiegen für mich jedoch.

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Die Zeit für Dinge, die dir etwas bedeuten, muss man sich manchmal auch einfach nehmen.

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Kannst du einen heißen Tip in Sachen Surf-Work-Balance geben?

Dan
Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Ich denke es kommt darauf an, die Prioritäten richtig zu setzen. Du möchtest oft aufs Wasser kommen? Dann schau, was dir wirklich wichtig ist und lass alles, was dich davon abbringt und dein Leben komplizierter macht, einfach weg. Das klingt sehr romantisch und verklärt verklärt, aber es ist ein Prozess und passiert nicht von heute auf morgen. Die Zeit für Dinge, die dir etwas bedeuten, muss man sich manchmal auch einfach nehmen. Es gibt immer einen Weg wie man das schaffen kann.

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Wie strukturierst du deinen durchschnittlichen Tag?

Dan
Eine wirklich feste Struktur habe ich nicht. Das hängt sehr mit meinem Job zusammen. Ich genieße es, viele verschiedene Dinge machen zu können. Natürlich habe ich auch TO-DO-Listen, die ich abarbeiten muss. Ich checke allerdings fast täglich die Wind- und Wellenvorhersagen und plane sozusagen meine Woche um gute Surftage herum. Ähnlich ist es bei den Surftrips. Das Gute ist, dass die Selbständigkeit mich sehr flexibel mit meiner Zeit umgehen lässt.

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Was ist dir heute wichtiger: Surfen oder Job?

Dan
Das kann ich nicht sagen. Das eine bedingt das andere. Nur Surfen gehen wird auf Dauer auch langweilig. Ich finde es gut, kreativ und geistig in meinem Job gefordert zu werden. Surfen ist da zwangloser und das perfekte Gegengewicht.

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Würdest du das Surfen für den Job aufgeben?

Dan
Es gibt sehr wenig, was ich für den Job aufgeben würde. Etwas für die Gesellschaft zu tun, zum Beispiel in Form eines Berufes, ist wichtig, jedoch nicht essenziell für das Glück. Man sollte sein Privatleben und seine Leidenschaften nicht dem Beruf anpassen – sondern eher andersrum.

Wir planen mit der binsurfen-Crew ein cooles neues Projekt, da will ich aber noch nichts drüber verraten!

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Angenommen du gewinnst viel Geld – würdest du deinen Job aufgeben und nur noch surfen?

Dan
Über wie viel Geld reden wir? (lacht)

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Sagen wir eine Million!

Dan
Meinen Job vollständig aufgeben könnte ich wahrscheinlich nicht. Ich müsste immer noch fotografieren, zeichnen und schreiben. Das ist in mir drin. Vermutlich würde ich mich den Projekten widmen, für die vorher Zeit und Geld gefehlt haben und mehr eigen-initiiertes Zeug machen. Höchstwahrscheinlich würde ich mehr reisen und das dann kreativ in Fotos und Texten verarbeiten.

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Welche Voraussetzungen müssten für dich gegeben sein, damit du an einen Surfspot ziehst? Wo wäre das?

Dan
Da gibt es viele Faktoren. Hauptsächlich aber das drumherum. Es muss einfach ein cooler Ort sein, wo der Vibe stimmt. Das kann eine Metropole am Meer sein, wo man noch viel Kultur ringsum mitnehmen kann und auch im Nachtleben viel los ist, so wie Auckland oder Vancouver. Man sollte aber auch innerhalb kurzer Zeit in der Einsamkeit der Natur sein können. Es ginge aber auch ein kleines Fischerstädchen in Portugal oder dem Baskenland. Ich glaube, man muss es einfach „fühlen“.

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Wie geht es bei dir weiter – was sind deine nächsten Pläne!

Dan
Wir planen mit der binsurfen-Crew ein cooles neues Projekt, da will ich aber noch nichts drüber verraten! Ansonsten: Ich trink jetzt erst einmal einen Kaffee und schau auf die Windvorhersage für die Ostsee – alles andere fügt sich dann schon.

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Sag Bescheid, wenn es Wellen gibt – ich komm mit! Dan, danke Dir für das Gespräch!

© alle Fotos by Dan, außer in BU anders erwähnt!

Bist du auch auf der Suche nach deinem optimalen Surf-Work-Balance? Wie vereinbarst du deine Leidenschaft mit der Arbeit? Ich freue mich über deinen Kommentar! Wenn du Teil meiner Post-Serie sein möchtest und mir von deiner Surf-Work-Balance erzählen willst, dann schreibe mir!!

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