surfen und liebe

Surfen und die Liebe – so denken Wellenreiter über Beziehung

Gar nicht so einfach, die eigene Leidenschaft und die Liebe zum Hobby mit der zwischenmenschlichen Beziehung in Einklang zu bringen – meine Gedanken dazu findest du in diesem Post! Egal welche Konstellation – beide surfen, nur einer surft, der eine will viel mehr in die Welle als der andere, undsoweiter – es ist immer eine Herausforderung, das Surfen harmonisch mit der eigenen Beziehung zu paaren!

Um herauszufinden, wie meine surfenden und nicht-surfenden Mitmenschen darüber denken, und wie sie diese „Dreiecksbeziehung“ organisieren, habe ich Bloggerinnen und Blogger dazu befragt – hier sind ihre Antworten!

Clemens und Isa von coldwatermag.com

clemensIch weiß gar nicht wie lange ich schon surfe. Als ich noch klein war, habe ich jeden Sommer in Dänemark und an der Nordsee verbracht. Mein Vater war dort in den achtziger Jahren das erste Mal im Wasser und so war es nur logisch, dass ich auch irgendwann mit dem Surfen anfange. Isa war bereits einmal auf Hawaii surfen, als wir dann mit siebzehn zusammen kamen, wusste sie schon Bescheid was sie mit mir als Freund erwartet.  Mit Führerschein und eigenem Auto hatten wir bald die Grundlage, um von Flensburg aus immer schnell an die Küste zu fahren. Wir haben dann die letzten Jahre viele Wochenenden in Dänemark und einige Wochen in Frankreich, Spanien und Portugal verbracht. Mal waren wir mit Freunden oder neuen Bekannten unterwegs, oft auch nur zu zweit. Ich kann mit ihr teilen, was ich am liebsten tue. Viele, die ihren Traum alleine leben, haben uns hin und wieder von Einsamkeit auf ihren Reisen erzählt. Ich bin dann immer sehr froh, mit Isa unterwegs zu sein. Würde sie nicht surfen, dann könnte ich kaum so regelmäßig im Wasser sein, ohne direkt am Meer zu leben. Ich glaube auch, dass es wichtig ist, gemeinsame Interessen zu haben. Das muss nicht unbedingt Surfen sein, aber gerade weil Surfen mehr als ein Hobby ist, ergeben sich bei uns so viele gemeinsame Interessen daraus.

Marie von saltinmyhair.com

mariesurf1Wie ist es für dich, mit einem Menschen zusammen zu sein, der deine Leidenschaft teilt?

Für mich ist das extrem wichtig. Mein Partner ist auch mein Kumpel. Ich möchte so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen. Ich finde es unglaublich schön, wenn man die gleichen Passionen hat und diese dann teilt. Natürlich heißt das nicht, dass man komplett aufeinander abgestimmt sein muss.

Würdest du ihn davon überzeugen?

Ja! Bis jetzt hat das ganz gut geklappt. Mein letzter Freund meinte zuerst, dass er das Meer nicht mag. Mittlerweile kann er es nicht mehr abwarten, am Meer zu sein und zu surfen! Er hat sich so sehr in das Meer verliebt, dass er schon die Tage bis zu seinem nächsten Surfurlaub zählt.

Surft ihr seitdem mehr?

Ich bin wieder solo. Deswegen kann ich diese Frage nicht beantworten. Ich glaube aber nicht, dass ich durch eine Beziehung mehr surfe. Ich surfe jetzt schon so viel ich kann und bin sogar für ein paar Monate nach Marokko gezogen, um jeden Tag im Meer zu sein.

Wie hat sich das auf eure Beziehung ausgewirkt?

Also, in meiner letzten Beziehung habe ich einfach die Zügel in die Hand genommen, einen Roadtrip geplant und meinen damaligen Freund vor die Wahl gestellt: „Du kannst sechs Wochen mitfahren oder daheim bleiben. Ich fahre jedenfalls!“ Er ist mitgekommen. Wenn es ums Surfen geht, kann ich ganz schön egoistisch sein… ist vielleicht nicht immer leicht mit mir (für Nicht-Surfer) 🙂

Könntest du einen Partner haben der nicht surft?

Diese Frage habe ich schon oft gehört und bei mir lautet die Antwort: Nein. Surfen ist für mich eines der wichtigsten und schönsten Dinge in meinem Leben –  und ich könnte ohne den Ozean nicht leben. Ich brauche einfach jemanden, der den Ozean genauso sehr liebt wie ich.

Sabine von seayousoon.de

sabine Da ich erst mit 30 das Surfen angefangen habe und zu diesem Zeitpunkt solo unterwegs war, so wie zur Zeit auch, kann ich von keinen direkten Erfahrungen aus erster Hand berichten – sondern nur meine Gedanken, Wünsche und Vorstellungen von dem zukünftigen Mann an meiner Seite.

Ich habe verdammt viele Erwartungen an meinen Partner, die Messlatte ist hoch!

Ich denke je älter man wird, desto größer werden diese auch an den Partner.

Ich mache deutlich weniger Kompromisse als noch mit zwanzig und weiß mit über dreißig deutlich besser was ich will, bzw. nicht will. Aber in keiner Art und Weise ist es für mich, bzw. mein Herz ausschlaggebend, dass mein Freund Surft. Tausend andere Faktoren sind existenzieller, als dass er sich auch gerne in die Wellen stürzt.

Der Mann an meiner Seite müsste auch nicht wegen mir das Surfen anfangen! Na klar würde ich mich freuen, wenn er den Zauber, den Surfen auf mich ausübt, selbst erfahren und kennenlernen möchte. Aber ich fordere nicht, dass er sich “mir zu liebe” ins Line-Up quält wenn er dafür keine Begeisterung hegt!

Ich erwarte allerdings Toleranz und Verständnis für meine Liebe zum Ozean und dass ich den Großteil meiner freien Zeit lieber an der Küste als in den Bergen verbringe.

Grundsätzlich sollten wir nie versuchen, jemanden zu verbiegen und für uns zurecht zu rücken, damit er besser in unser Leben passt. Entweder ich liebe jemanden von Kopf bis Fuß, mit allem was dazugehört oder eben nicht, aber dasselbe erwarte ich auch auf der anderen Seite. Ich würde also nicht mit dem Surfen aufhören, nur weil mein Freund die Zeit wenn ich im Wasser bin, nicht attraktiv und angenehm für sich gestalten kann. No way!

Partnerschaft ist für mich ein Geben und Nehmen, gespickt mit Kompromissen und Eingeständnissen, die gerne und selbstverständlich gemacht werden, weil zu jeder Zeit Liebe, Ehrlichkeit und Respekt anwesend ist. Es braucht eigentlich so wenig und dennoch so viel, aber damit ist für mich eine gute Basis geschaffen, auch für Surfer und Nicht-Surfer.

Veit von preciousocean.com

Veit Jürgens

Meine Ex-Freundin habe ich zum Surfen gebracht. Sie hatte eine gewisse Affinität dazu (Punk-, Dreadlock-, Skatergirl…), es war also nicht schwer, sie dazu zu übereden. Wir waren acht Jahre zusammen und ich würde sagen, dass die Leidenschaft zum Surfen einen großen Teil unserer Verbindung ausmachte. Und ist es bis heute, wir sind noch immer sehr gut befreundet und wenn wir quatschen, geht es zu 80 Prozent ums Surfen. Wir empfinden beide Dankbarkeit dafür.
Konfliktgeladen war und ist das gemeinsame Surfen dennoch, vielleicht manchmal sogar mehr, als wenn die Freundin nicht Surfen würde! So gerät man immer aneinander, wenn es darum geht, sich gegenseitig Tipps zu geben. Bei meinen Beziehungen war es immer so, dass ich mehr Surferfahrung als meine Freundin hatte und dass das mit dem Beibringen regelmäßig zu Streit führte…und führt. Obwohl ich Diplomsportlehrer bin heißt das nicht, dass es dann reibungslos klappt. Kritik in der Beziehung wird nunmal schneller persönlich genommen, sie kommt sich blöd und minderwertig vor, wenn man sagt, „sitz mal mehr in der Inside“ oder „versuche Deine Hüfte beim Take off mehr einzudrehen“.
Oft verkneife ich mir einen Kommentar, weil ich sie nicht unter Druck setzen will. Oder ich lasse mir eine halbe Stunde Zeit im Line Up, um dann etwas besonnener wieder mit ihr zu sprechen bevor ich übereilt Tipps gebe. Umso mehr freut man sich dann, wenn man gemeinsam Spaß hat im Line Up. Dafür muss man manchmal auch Kompromisse bei der Spotauswahl machen. Das heißt aber nicht, dass ich nun ständig auf anspruchsvollere Revier verzichten würde.
Mittlerweile haben meine jetzige Freundin und ich eine gute Lösung gefunden. So waren wir auf der Weltreise, die meine Freundin und ich in 2012-2013 gemacht haben, auch mal mehrere Wochen getrennt unterwegs. Sie ist zum Tempelgucken nach Kambodscha und ich zum Hardcore-Surfen nach Nias, Bali und Sumbawa geflogen. Ich konnte meinen Traum-Indo-Trip machen und sie Ihre Kultur-Touren. Danach haben wir uns wieder zum Soft-Surf in Sri Lanka getroffen. Und beide waren zufrieden. Auch im letzten Surfurlaub in Nordspanien habe ich auf die größeren Tage nicht verzichtet und bin ins Fortgeschrittenenlineup gepaddelt, während sie am softeren Beachbreak geblieben ist.
Der Freundin bzw. dem Freund das Surfen beizubringen, davon würde ich eher abraten. Das geht selten gut. Besser der Partner sucht sich einen eigenen Lehrer oder Anschluss an eine Surfschule. Dann kann man sich immer noch am Ende des Tages von seinen Surferfahrungen erzählen :-).

Anja von happybackpacker.de

Australien (c) Anja KnorrWas erwarte ich als Surfer/-in von einem nicht surfenden Partner?

Ich habe jahrelang Surfer gedatet und stand total auf die blonden Locken, lässigen Lifestyle und geilen Muckis. Leider fiel mir aber auch auf, dass man als Freundin meistens an zweiter oder dritter Stelle kam. Oberste Prio waren immer die Wellen und die Jungs – das hat mich nach einiger Zeit gehörig genervt. Es gibt schließlich noch mehr im Leben als Wellen. Von Surfern bin ich mittlerweile geheilt und habe auch kein Interesse daran, meinen Partner mit dem Surf-Virus anzustecken. Wenn er will, soll er machen, aber er kann ebenso gut auch am Pool liegen und ein Buch lesen. Mittlerweile erwarte ich einen liebevollen, verständnisvollen Partner, dem ich als Person wichtig bin und bei dem ich mich wohl fühle und der mir bestimmte Freiheiten wie Surfurlaube zugesteht. Ob er dabei mitsurfen will, Fußball spielt oder lieber in der Nase bohrt in seiner Freizeit ist mir dabei ziemlich egal.

Müsste er für mich anfangen zu surfen?

Absolut nicht. Es wäre zwar eine schöne Activity gemeinsam zu surfen, aber wenn er lieber auf der Liege liegt während ich im Wasser surfe, dann soll das mein Freund auch tun. Ich hätte nur ein Problem damit, wenn er eine Couch-Potatoe wäre und überhaupt nicht gerne reist oder eben einfach lieber Zuhause in seinen vier Wänden bleiben möchte.

Würde ich für ihn aufhören zu surfen?

Natürlich nicht. Im Moment surfe ich sowieso nicht so viel, weil ich in Berlin lebe. Ich denke, es hilft daran zu denken, dass man sich in den Partner als Gesamtpaket verliebt hat und nicht an ihm herumdoktern will, um ihn zu ändern. Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, mit dem Reisen aufzuhören und zu surfen. Ich hoffe, dass mein Partner idealerweise mitkommt, oder mich wenigstens bei meinen Alleingängen moralisch unterstützt.

Würde ich ihn auf Surf-Trips mitnehmen?

Na klar würde ich ihn auf einen Surf-Trip mitnehmen und mit ihm gemeinsam Spaß haben.

Hätte ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich im Wasser Spaß habe und er am Strand wartet?

Ich hätte kein schlechtes Gewissen, wenn ich im Wasser Spaß habe und er am Strand auf mich wartet, weil wir alle erwachsen sind und mein Partner sich mit seinen Wüschen meldet. Ich denke, das Zauberwort heißt „Kompromisse finden“. Wenn er am Strand liegt und ein Buch liest während ich die Wellen absurfe, dann gehe ich am nächsten Tag eben mit ihm in sein Lieblingscafé.

Theresa von lvstprinzip.de

TheresaSurfen, moi? Im Internet vielleicht. Du solltest mal meine beiden komplett   vernarbten Knie sehen, die ich mir beim Versuch eine Straße hinunterzugehen zugezogen habe. Koordination: definitiv not my middle name. Vielleicht sehe ich gerade auch deshalb so gerne zu, wenn andere es tun. Ärsche in Neopren, zerzauste Haare, der verbissene Gesichtsausdruck wenn das Meer sie wieder ausspuckt….what´s not to like?

Während die Jungs da draußen auf dem Meer rumturnen, mach ich mir eben in der Strandbar ein paar warme Gedanken.

Surfen geht nicht mal so eben nebenbei, es erfordert volle Konzentration und versetzt euch in diesen absolut unwiderstehlichen Flowzustand. Wer surft, ist fokussiert – schadet jetzt auch im Bett nicht unbedingt. Das Meer kommt in Wellen – weibliche Orgasmen auch…wir sehen uns ja dann zum Sundowner, oder?

Panita von takeoffandtravel.de

Pana2Was erwarte ich als Surfer/-in von einem nicht surfenden Partner?

Verständnis dafür, dass Urlaube auch Surfspots beinhalten werden. Gemeinsame Urlaube bedeuten dann eben Kompromisse. Vor allem wenn man in Deutschland lebt sehe ich keine andere Chance. Oder man macht auch getrennt Urlaub und hat sich dafür danach etwas zu erzählen.

Müsste er für mich anfangen zu surfen?

Er müsste definitiv nicht für mich Surfen lernen.  Und wenn, dann für sich und weil er Bock drauf hat. Wenn er es aber versuchen will, dann würde ich das natürlich sehr unterstützen.

Würde ich für ihn aufhören zu surfen?

Auf keinen Fall! Absolutes No-Go und ein Stinkefinger noch dazu falls er das verlangen würde. Aber ich glaube, dass derjenige gar nicht erst auf die Idee kommt, sowas zu verlangen.

Würde ich ihn auf Surf-Trips mitnehmen?

Klar, wenn er sich nicht langweilt und mit meiner Art „Urlaub machen“ klar kommt auf jeden Fall. Es gibt ja meist auch noch andere Dinge zu entdecken, die er für sich machen kann. Und wie gesagt: Kompromisse kann man ja auch noch finden.

Hätte ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich im Wasser Spaß habe und er am Strand wartet?

Wenn wir klar vereinbart haben, dass ich Surfen gehen kann, dann habe ich auch kein schlechtes Gewissen im Wasser. Mit Sicherheit schaut man in so einem Fall aber öfter auf die Uhr und lässt den anderen nicht den ganzen Tag draußen sitzen.

Vielen Dank euch allen, es war sehr spannend zu erfahren, wie ihr denkt, fühlt und lebt!

Hast du Ideen oder sogar Erfahrungen, wie eine surfende Partnerschaft funktionieren kann! Schreib mir, ich freue mich über Anregungen und Ideen!

Demnächst erscheint bei travelonboards der zweite Artikel in der Reihe „Das Surfen und die Liebe“ – dann geht es darum, warum es sich durchaus lohnt, einen Surfer zu daten!

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3 Kommentare
  1. Stefan Heinrich
    Stefan Heinrich sagte:

    Hi Markus,

    nur so kann es funktionieren – du hast das super beschrieben! Vielleicht solltest du wirklich einen Blog starten 🙂 Vielen Dank für diesen tollen Kommentar – und weiterhin viel Glück in der Liebe und allzeit saubere Wellen wünscht Stefan

    Antworten
  2. Markus
    Markus sagte:

    Hey,
    jaaa, die Beziehung/Liebe und das Surfen unter einen Hut zu bekommen ist tatsächlich keine einfache Angelegenheit. Ich spreche aus eigener Erfahrung und kann sagen, dass es viel Verständnis und Rücksicht von beiden Seiten verlangt.
    Meine Frau surft selbst nicht und hatte auch noch nie Ambitionen dazu, aber wir teilen die Leidenschaft für das Meer und das Reisen. Über die Jahre, viele Jahre, haben wir uns auf einander abgestimmt, gelernt den Partner zu respektieren und sich Freiräume zu lassen.
    Ich war schon immer dem Brettsport (Skaten, Snowboarden, Surfen) verfallen und bekanntlich ist das Ganze nicht nur Freizeitbeschäftigung, sondern eine Lebenseinstellung. Das bedeutet, dass Surfen in einem „drin“ ist. Genau diese Sache gilt es seiner/seinem Liebsten verständlich zu machen.
    Ich erlebe immer wieder, dass viele Surferpaare ein Konkurrenzdenken entwickeln. Das Ganze kann aber auch eine Bereicherung sein. Wir lieben es z.B. unsere Freiräume zu haben und uns darüber auszutauschen.
    Es ist vielleicht etwas abgedroschen, aber Surfen liegt in der Seele. Wenn man seinem Partner nun die Seele nimmt, wird man keine Freude mehr mit ihm/ihr haben. Mein Tipp: Sieh das Ganze als Teil deiner Beziehung und mach dem Partner klar, was Surfen für dich bedeutet.
    Hahaha, vielleicht starte ich ja einen Blog über Paartherapie für Surfer.
    Grüße an alle

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